Ulrich Roski - Wie Verhalte Ich Mich Bei Einem Bankuberfall? текст песни

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(spoken prose)

Wir geraten im Leben haufig in Situationen, mit denen wir nicht gerechnet haben und denen wir
folglich auch gar nicht gewachsen sind. Wir wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen und stehen
dann bisweilen dumm da. Um dem abzuhelfen, habe ich eine Art Knigge fur au?ergewohnliche
Lebenslagen konzipiert, in dem ich Hilfestellung geben will fur eben diese Situationen, die wir nicht
erwarten und die dennoch jeden Tag auf uns zu kommen konnen. In diesem Zusammenhang werde
ich heute referieren uber das Thema: Wie verhalte ich mich bei einem Bankuberfall:
Bankrauber sind meist ungehobelte und einfallslose Burschen, denn bei einem Uberfall sagen sie
stets das Dummste, was man uberhaupt bei einem Uberfall sagen kann, namlich: „Dies ist ein
Uberfall!“ Mit ein bisschen Phantasie und Mut zum Risiko konnten sie doch zum Beispiel auch
verschmitzt fragen „Raten Sie mal, was das hier ist!“ und wenn keiner drauf kommt oder sich nicht zu
sagen traut, dann kann man den Bankrauber ja immer noch bitten: „Machen Sie doch mal eine
typische Handbewegung“.
Aber auf so eine interessante Variante wird man vergebens warten. Auch in der Gestaltung seiner
Kleidung ist der Bankrauber wenig abwechslungsreich. Der typische Bankrauber tragt einen Nylon-
Damenstrumpf uber dem Gesicht und einen Geigenkasten in der Hand, in dem sich naturlich keine
Geige befindet. Rosa Schlupfer auf dem Kopf und Blockfloten in der Hand lassen darauf schlie?en,
dass es sich um einen Anfanger handelt.
Nach so viel eingefahrener Routine wird sich der Bankrauber in weiteren Klischees ergehen und mit
Sicherheit rufen: „Alles flach auf den Boden legen!“ Mit „Alles“ meint er jetzt nicht, dass Sie Ihre
personlichen Habseligkeiten vor sich ausbreiten sollen, wie Tempotaschentucher, Bindfaden oder
Gesangbucher. Sondern Sie selbst sollen sich flach auf den Boden legen. Aber wenn er Sie auch
noch so darum bittet, tun Sie ihm den Gefallen nicht. In solchen Kreditinstituten wird der Boden
hochstens ein Mal in der Woche gewischt, und wenn Sie sich auch nur Ihre gewohnliche
Stra?enkleidung ruinieren – der Bankrauber ist mit Sicherheit der Letzte, der Ihnen die chemische
Reinigung bezahlt. Daraufhin wird der Bankrauber ungehalten mit dem Inhalt seines Geigenkastens
herumfuchteln und moglicherweise Warnschusse abgeben. Sollten Sie zum Heldentum neigen, stellen
Sie sich jetzt schutzend vor Frauen und Kinder. Wenn nicht, stellen Sie sich dahinter. Sollten Sie
selbst Frau oder Kind sein, verhalten Sie sich ruhig und warten Sie darauf, dass sich jemand vor oder
hinter Sie stellt.
Der Bankrauber wird jetzt entweder alle erschie?en oder beherzt zur Kassenloge schreiten und einen
Zettel unter der Scheibe durch gleiten lassen mit der uberraschenden Aufschrift „Dies ist ein Uberfall“.
Jetzt wei? endlich auch der Kassierer, was los ist. Er betatigt entweder die Alarmanlage oder handigt
dem Bankrauber Geld aus. Daraufhin wird der Bankrauber entweder alle erschie?en oder das Geld
nehmen und eine Quittung ausstellen, naturlich uber einen falschen Betrag, denn er ist ja ein
Krimineller.
Es konnen naturlich hier auch noch uberraschende Momente auftreten, beispielsweise kann ein
Telefon lauten. Sie stehen am nachsten dran, heben ab, und jemand fragt „Was ist denn da los, ist da
etwa ein Uberfall?“ Aller Augen, auch die des Bankraubers, sind in diesem Augenblick auf Sie
gerichtet. Alles hangt jetzt von Ihrer Geistesgegenwart ab. Bleiben Sie ruhig und gefasst und sagen
Sie mit lauter Stimme „Nein, hier ist kein Uberfall!“ – so als wenn dort uberhaupt kein Uberfall ware.
Das bringt den Bankrauber in Verwirrung. Denn er wei? nicht mehr, ob er uberhaupt am richtigen Ort
ist, ob er sich in seiner Rolle richtig verhalten hat, oder ob man sich uber ihn lustig macht. Er bricht in
Panik aus, wird jetzt entweder abermals alle erschie?en oder sich unbeherrscht zu Boden werfen und
laut heulend mit den Fausten auf diesen einhammern.
Im letzteren Fall liegt der Schwarze Peter bei Ihnen, oder wissen Sie vielleicht, wie man sich
gegenuber einem Bankrauber in der Trotzphase verhalt? Am besten Sie muntern ihn ein wenig auf,
indem Sie seinen Damenstrumpf nehmen und eine kleine Sammlung unter den Anwesenden
veranstalten. Den mehr oder weniger gefullten Strumpf uberreichen Sie ihm dann mit guten
Wunschen fur die Zukunft. In hartnackigen Fallen laden Sie ihn zu einer Pizza ein. Sollten Sie sich
allerdings selbst in geldlicher Verlegenheit befinden, nehmen Sie unbedenklich den Strumpf und
suchen Sie damit das Weite, was nicht nur Ihnen zur Aufbesserung des Taschengeldes verhelfen
wird, sondern auch dem Bankrauber zu der guten Einsicht: Verbrechen lohnt sich nicht!

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